15. Tag: Saigon – Cu Chi – Saigon (80km – 3h)

Der Tag fängt mit einem guten Frühstück an. In der Lobby wartet bereits Long mit seinem verschmitzten Lächeln und seiner „komischen“ Stimme. Unser heutiges sind die Tunnel von Cu Chi, 65 Kilometer nördlich von Saigon, das offiziell längst Ho-Chi-Minh-Stadt heißt. Dort haben sich US-Truppen und ihre Verbündeten aus Südvietnam einst die Zähne ausgebissen. Die Vietcongs ließen sich aus ihrem unterirdischen "Spinnennetz" nicht vertreiben, nutzten es als Versteck, Festung und Stützpunkt für blitzartige Guerilla-Attacken. Bevor wir dort ankommen machen wir Station an einer beeindruckenden Kautschuk-Plantage. Wir erfahren, dass der Boden hier durch den Krieg damals verseucht war (Orange B) und die Erde auf 6m abgetragen und erneuert wurde, was nicht die Amerikaner bezahlt haben; Nein – Deutschland. Klasse denken wir uns. Das Pariser Abkommen ist für die Amerikaner Luft. Dann kommen wir an und Long führt uns durch das Gelände. Er versucht uns immer dort hin zu lotsen, wo gerade nicht viele Touristen sind. Der Besuch in Cu Chi eine Mischung aus preiswertem Abenteuer, Spannung, Erinnerung und Geschichtsunterricht. Wir sind genauso blind wie wohl damals die Amerikaner. Die kleinen versteckten Eingänge zu dem riesigen unterirdischen Labyrinth sind gut getarnt. Man kann sie nicht erkennen, da der Boden mit Laub bedeckt ist. An einer Stelle ist ein Eingang freigelegt und wir dürfen ausprobieren, ob wir in die Tunnel passen. Nur meine Frau hat eine Chance. Wir anderen „großen“ lassen es lieber. Uns wird klar, dass die Amis so nie eine Chance hatten, den Vietcong so aufzuspüren. Wir spüren den unbändigen Willen, den dieses Volk hat und es am Ende geschafft sich von diesem Aggressor zu befreien. Wir gehen weiter und sehen, wie die Vietnamesen hier gelebt haben. Das Tunnelsystem, welches in der Kolonialzeit bereits angelegt wurde, damit man vor den Franzosen flüchten konnte, wurde systematisch im Krieg ausgebaut; teilweise auf 3 Etagen – was für eine Leistung. Wir gehen vorbei an Lazaretten, Werkstätten und hören schon, dass auch hier herumgeballert wird – gegen Dollars freilich. Das wirkt makaber: die kostenpflichtigen Schießübungen mit Kriegswaffen, Touristen, die sich mit Maschinenpistole und Granate auf dem Panzer fotografieren lassen - oder der alte sozialistische Propagandafilm über die guten, heroischen Patrioten der Region. Den Vietnamesen ist es egal, für ein paar Devisen geht alles – wir können nur nicht die Touristen verstehen, die keinen Respekt vor der Kulisse in Cu Chi haben.

Ein Abstieg in die Tunnel ist ein wenig weiter dann auch möglich, jedoch haben dazu nur die Schlankeren und Kleinen Besucher eine Chance, sich durch eine Öffnung des Tunnelkomplexes zu zwängen. Das Riesenlabyrinth ist nichts für träge Touristen mit Bierbäuchen. Doch manche Abschnitte des 200 Kilometer langen Tunnelsystems sind für die Kriech- und Watschelübungen der Touristen erweitert worden. Das lassen wir uns nicht nehmen und probieren es aus. Es ist wirklich der Wahnsinn! Für uns drei „Große“ ist es eine Quälerei sich durch die 50 Meter lange Strecke zu kriechen, meine Frau ist da besser dran. Auf jeden Fall sind wir froh am Ende den Tunnel wieder verlassen zu können.

 

Wir ruhen uns anschließend bei einer Tasse grünem Tee aus und verlassen diesen geschichtsträchtigen Ort voller Demut und Respekt. Zurück in Saigon begeben wir uns wieder in die Stadt. Wir sind neben anderen Touristen wohl die einzigen, die den Gehweg benutzen. Die Einheimischen scheinen alle Mopeds zu fahren. Ist die Straße einmal verstopft, dann wird auch der Gehweg benutzt. Man muss also als Fußgänger höllisch aufpassen. Unser Ziel ist es nun das höchste Gebäude der Stadt, den Bitexco Financial Tower zu „erklimmen“. Wir haben den Tipp bekommen, dass man nicht die besucherplattform besuchen sollte, sondernd eine Etage weiter hoch ins Restaurant. Dort muss man zwar etwas bestellen (am besten Bier), doch das ist billiger als der Eintritt. Wir bekommen einen schönen Platz und genießen die Zeit und den Sonnenuntergang. Ein paar Fotos werden geschossen und dann geht es bereits schon wieder runter und zurück zu Fuß zum Hotel. Gute Nacht.